Es gibt diese Telefonate, in denen ich ungeheuer viel lerne – und Freude dabei habe. Das Gespräch mit Eberhard Kanski vom Bund der Steuerzahler in NRW war so eins. Der Mann hat sich eine Stunde Zeit genommen, um mir etwas zu erklären, das sehr wichtig und sehr undurchsichtig ist: die kommunalen Finanzen. Nicht gerade ein Bestseller.

Der Anlass ist unsere zweite Etappe. Dank meiner Lungenentzündung mussten wir sie im November ausfallen lassen – und holen sie jetzt am kommenden Wochenende nach. In abgespeckter Form, denn übertreiben darf ich es noch nicht. Wir wandern von Freitag bis Sonntag.

Und wir werden sehen: das Kloster Knechtsteden mit der Ordensgemeinschaft der Spiritaner (die uns für eine Nacht aufnehmen), die alte Zollfeste Zons (wo wir in der Garderobe der Freilichtbühne schlafen), den Rhein (wo wir ein paar Mal mit dem Fährmann von Zons hin- und herfahren). Und Monheim. Das ist dann schon rechtsrheinisch.

KanskiUnd da kommen die kommunalen Finanzen und Eberhard Kanski ins Spiel. Denn Monheim ist eine von 13 Kommunen in NRW, die schuldenfrei sind. Weil es der Stadt finanziell so gut geht, wird sie seit 2014 beim „Kommunal-Soli“ zur Kasse gebeten. Dagegen klagt Monheim – gemeinsam mit 71 anderen Kommunen. Die Klage ist fristgerecht beim Landesverfassungsgericht in Münster eingegangen, Aktenzeichen VerfGH 34/14. „Sie werden obsiegen“, sagt Eberhard Kanski. Man spürt genau, wie ungerecht er den Kommunal-Soli findet.

Eberhard Kanski ist ein Fan des Bürgermeisters von Monheim. Daniel Zimmermann, 32. Über Zimmermann ist viel geschrieben worden, weil er so jung ist. Bei der Kommunalwahl ist er mit mehr als 90 Prozent wiedergewählt worden. Seine Partei PETO (lat. „ich fordere“) ist 15 Jahre alt, agiert ausschließlich in Monheim und stellt heute 26 von 40 Ratsmitgliedern. Zweitstärkste Fraktion ist die CDU mit sieben Sitzen.

Es gefällt Eberhard Kanski gut, dass Daniel Zimmermann und seine Partei ihre Heimatstadt in den vergangenen Jahren schuldenfrei bekommen haben. Mit einem Trick, der von der FDP stammen könnte. Sie haben die Steuern gesenkt. Genauer gesagt: vor allem die Gewerbesteuer. Jetzt findet Eberhard Kanski klare Worte: „Da haben sich die jungen Leute etwas einfallen lassen, und dafür sollen sie jetzt bestraft werden – mit dem Kommunal-Soli.“

Ein paar biografische Details. Eberhard Kanski ist ein Fischkopp, das sagt er selbst. Er ist 54 Jahre alt, kommt aus Schleswig-Holstein und hat dort in Neumünster eine Ausbildung in der Kommunalverwaltung gemacht. Kreisfreie Stadt, 80.000 Einwohner. Der Mann weiß, wovon er spricht. Beim Bund der Steuerzahler ist er im kommenden März das 25. Jahr.

Und er ist in NRW seit Jahren als „Sparkommissar“ unterwegs: Er berät Städte, wie und wo sie sparen können. Leichlingen, Bergneustadt, Ochtrup, Holzwickede, Ostbevern. Die Idee ist simpel: Die Kommunen brauchen jemanden, der ihnen Sparideen vorschlägt, aber dieser Jemand muss unverdächtig sein. Da landet man schnell beim Bund der Steuerzahler. „Mein Sternzeichen ist der Sündenbock“, kommentiert Eberhard Kanski.

Mir ist er aus all diesen Gründen sympathisch. Vor allem aber aus einem ganz anderen Grund: Er will auch durch die Republik reisen. Nicht zu Fuß, sondern mit dem Fahrrad. Die ganze Ostseeküste entlang. Von Flensburg bis Ahlbeck auf Usedom. Schade, dass sich unsere Wege da nicht kreuzen.

PS: Wer mehr über den Kommunal-Soli und den Streit darüber lesen will, kann das hier und hier tun.