Es war aber nicht die junge Frau, die mich berührte. Es war ihre Geste. Sie stand da und hob beide Arme bis auf Schulterhöhe – etwas angewinkelt, die Handinnenflächen zum Publikum. Sie tat nur das. Wortlos, ein paar Minuten lang, dazu vom Lautsprecher die Worte aus dem Lukas-Evangelium. Und irgendetwas in mir wurde ganz weich. Irgendein Stück Kindheit, irgendeine Erinnerung kam da hoch.
Viel später an diesem Tag haben Dirk und ich in der Garderobe de r Freilichtbühne übernachtet. Ein skurriler Ort, aber eine Herberge. Gewärmt wurden wir von einem sehr kleinen, elektrischen Heizkörper und zwei Dutzend Hirtenpelzen. Und besonders schön war, dass wir auf dem Gelände nicht allein waren. Denn die Schafe übernachteten ein paar Meter weiter, vorne auf der Freilichtbühne, provisorisch eingezäunt.
Friedlich zupften sie an Heuballen auf dieser Bühne, als wir die letzte Zigarette rauchten. Und morgens, beim ersten Tageslicht nach sieben Uhr, da standen sie immer noch da – für die nächste Vorstellung am Nachmittag. Um uns herum wurde es hell, die Bäume vor der Festung waren in Nebel getaucht. Advent in Zons.