Birdgen am frühen Morgen

 

 

Birdgen am frühen Morgen

 

 

 

 

Königspaar

 

 

Hotel am Eck in Erkelenz
Der zweite Tag der ersten Etappe: 24 Kilometer liegen vor uns, als wir vom grünen Spielplatz in Birgden aufbrechen – nicht ohne ein wunderbares Frühstück von Huggy, Heidi und Eva mit belegten Brötchen, Kaffee und selbstgezogenen Tomaten.

Danach liegen Mais und Rüben vor uns, so weit das Auge reicht. Am Anfang reicht es nur bis Waldenrath, denn dort ist dieses Wochenende Herbstkirmes – und wir lernen Schützenkönig Martin und Königin Nicole kennen. Wir bleiben nur kurz, trotz Einladung zum zweiten Frühstück: die Kilometer vor uns rufen. Sie rufen laut.

Und hinein in die Feldwege. Einer schöner als der andere, darüber der Herbsthimmel, der fast ein Sommerhimmel ist und in dem sich geräuschlos die Rotoren der Windräder drehen, während hier unten bei uns der hohe Mais raschelt. Alles nachhaltig, alles für’s Biogas.

Wir wollen nach Horst, das genauso heißt und auf dem Weg nach Erkelenz liegt. Schnurgerade geht es durch die Felder, rechts Mais, links Mais, später rechts Trecker, links Wiese und vor uns der Kirchturm von Horst. Ein Picknick auf den Stufen der Kirche, mit frischen Knackern aus Waldenrath und Birnen von gestern aus dem Selfkant.

Danach wird es hart. Zwei sehr lange Straßen fordern unsere gesamte körperliche Geduld: erst die K16, dann die L227, dazwischen Hückelhoven. Dirk und ich bekommen ein Gespür für unser Tempo, für die Schrittlänge… und für das Gewicht des Rucksacks, das ich dank der Riemen mal auf die Schulter und mal auf die Hüfte legen kann.

Aber hinter Hückelhoven hilft auch das nichts mehr. Als wir die A46 überqueren und immer noch mehr als fünf Kilometer bis Erkelenz vor uns liegen, fängt es zum ersten Mal an weh zu tun. In den Beinen und speziell unter dem rechten Fuß. Erst drückt es, dann brennt es, dann ist klar: Das ist die erste Blase.

Wir sind zu Fuß auf dem Radweg, Meter für Meter, Apfelbaum für Apfelbaum, manchmal eine Walnuss dazwischen. Die Äpfel tun uns Leid, und wenn wir nicht so viel Obst aus dem Selfkant dabei hätten, würden wir sie auch pflücken. Denn das tut sonst niemand.

Endlich Erkelenz. Aber kein Zimmer. Die Garage der Schwägerin von Edith vom Spielplatz in Birgden zerschlägt sich als Idee: Die Schwägerin ist nicht da. Wir fragen an einer Kneipe, wir schauen bei Couchsurfing, und am Ende landen wir im „Hotel am Eck“, wo ich dann an der Theke sitze und schreibe – um 21 Uhr am Samstagabend. Außer Dirk und mir sind noch fünf Menschen und ein Radiosender hier. Cameron, Irak, Ebola. Danach Genesis, „Land of Confusion“.

Dieser zweite Tag konnte was. Zum ersten Mal tun mir so richtig die Glieder weh, zum Glück nur vom Knie abwärts. Der Rücken ist okay.